Gibt es eine optimale Farbe für alle Zwecke?

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Noch eine neue Farbe kaufen? Ich habe doch schon XYZ! Diese Frage kennen wir gut, und den Seufzer, der sich dahinter versteckt, kann ich gut nachvollziehen. Die Schränke sind voll, manchmal trocknet sogar ein Gläschen aus, und bei den steigenden Preisen muss man sich schon überlegen, wie man sein Geld ausgibt. Andererseits reizen neue Angebote mit schönen Farbpaletten, interessanten Anwendungsgebieten und verlockenden Fotos.

Gibt es eine optimale Farbe für alle Zwecke?

Schnelle Antwort: Nein! Aber es gibt Farben, mit denen man viel, beziehungsweise sogar sehr viel machen kann.

Eine Acrylfarbe aus der Tube ist zum Beispiel eine solche Farbe. Man kann mit ihr auf Stoff, Leinwand und Papier malen. Man kann mit ihr in unterschiedlichen Techniken drucken. Sie lassen sich mit Wasser stark verdünnen, sodass man sie flüssig anwenden kann. Mit einem Sortiment an gut mischbaren Acrylfarben liegt man oft richtig.

Tipps für den Kauf von Acrylfarben

Was bedeutet gut mischbar? Gut mischen lässt sich ein kühles Gelb (Zitrone), ein kühles Rot (Magenta), ein kühles Blau (Cyan) – die Grundfarben für einen kühlen Farbkreis. Und das Gleiche in warmen Tönen: Ein warmes Gelb, ein warmes Rot und ein warmes Blau. Dazu ein passendes Medium (das ist der passende „Binder“, d.h. die klebrige Grundlage der Farbe ohne Farbpigmente), ein Weiß und ein Schwarz.

Mit dem Medium macht man die Farbe oder eine Farbmischung „heller“, d.h. transparenter. Auch mit dem Weiß lässt sich eine Farbe „heller“ mischen, jetzt aber deckender und pastellfarben. Mit einer winzigen Prise Schwarz werden alle Farben abgedunkelt und erhalten so eine zusätzliche, andersartige Note. Beispielsweise ergibt Gelb mit einer winzigen Zugabe von Schwarz ein Olivgrün. Wenn Sie ein Rot mit etwas Schwarz vermischen, erhalten Sie Weinrot bzw. Bordeaux. Cyan mit Weiß ergibt Türkis. Geben Sie etwas Schwarz hinzu, erhalten Sie ein deckendes Petrol.

Tipp: Kaufen Sie nicht unbedingt die preiswerteste Farbe. Studioqualität bedeutet, dass oft eine größere Menge an Füllstoffen beigemischt ist. Das schränkt zwar nicht die Verwendbarkeit der Farbe ein, aber ihre Optik. Hochwertige Farben weisen meistens mehr Pigmente auf, was sich in einer höheren Leuchtkraft und der gezeigten Farbtiefe äußert. Andererseits stecken im Preis auch lange Lieferwege, Zoll und ähnliche Kosten. Eine preiswertere Marke aus Europa muss nicht schlechter sein als eine teurere Farbe aus den USA.

Tipp: Preislich lohnen sich größere Abfüllmengen zwar. Aber wenn Sie sich nicht sicher sind, wie schnell Sie im Verbrauch sind oder ob sich die neue Farbe als auch als gut erweisen wird, würde ich zunächst zu einer kleinen bis mittleren Größe raten. Acrylfarben halten zwar lange, trocknen aber manchmal um den Verschluss herum ein. Oft gehen Verschlüsse sogar kaputt, was zusätzliche Probleme verursacht. Der Preisaufschlag von kleineren Abfüllmengen lohnt sich so gesehen. Was man aber immer in größeren Mengen braucht, ist zum einen Gelb, zum anderen Weiß.

Mit Acrylfarbe kann man viel machen, aber nicht alles und vor allem nicht immer optimal

Bei jeder zusätzlichen Farbensorte frage ich mich, ob und was sie möglicherweise besser kann als meine vorhandene Farbe.

Möchte man drucken, gibt es tatsächlich eine Menge Alternativen, die weitaus bessere Ergebnisse zeigen als Acrylfarben. Denn Acrylfarben sind zum Malen gedacht: Sie sollen weich und mit Pinsel streichfähig sein und sie sollen schnell trocknen, damit die Wartezeit bis zur nächsten Farbschicht nicht zu lange dauert.

Optimale Drucke brauchen Spezialfarben

Für die vielen Drucktechniken, die es gibt, gibt es viele unterschiedliche Spezialfarben. Ich will hier nicht in die Tiefe gehen. Aber man unterscheidet zum Beispiel Siebdruckfarben, Farben für Hoch- und Tiefdruck, speziell Linoldruckfarben, Farben auf Öl- oder Wasserbasis usw.. Und ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für uns ist auch, ob die Farbe waschecht ist oder wenigstens wasserfest.

Bleiben wir bei unserem Beispiel Acrylfarbe aus der Tube. Sie ist so pastos (dickflüssig), dass mit ihr Monoprints auf der Gelliplatte oder anderen Unterlagen hervorragend gelingen, und das sogar auf Stoff. Nach vollständigem Trocknen lassen sich so bedruckte Stoffe (vorsichtig) waschen.

Da die Farben aber sehr schnell trocknen, muss organisiert und zügig gearbeitet werden. Das überfordert manchmal, vor allem, wenn man neu in eine Technik einsteigt. Trocknungsverzögerer können helfen, aber dabei geht es um die richtige Dosis. Kurz und gut: Hier könnte eine alternative Farbe Unterstützung bieten, zum Beispiel eine wasserbasierte Linoldruckfarbe oder AKUA, eine Hochdruckfarbe auf Basis von Sojaöl, die Michaela von Müllerin-Art-Studio so wunderbar verwendet (Beispiel HIER)

So unterschiedlich die einzelnen Druckfarben auch sein mögen, sie weisen eine Gemeinsamkeit auf.

Alle sind viel zäher eingestellt, als die meisten Acrylfarben. Man gibt sie zunächst auf eine Palette, z.B. eine Plexiglasplatte, mischt sie dort und rollt sie längere Zeit mit einer Hartgummirolle sorgfältig aus, bis sie einen geschmeidigen Farbfilm ergibt, der als dünner Film auf den Stempel oder die Druckplatte übertragen wird. Dies ergibt schöne Drucke mit scharfen Kanten. Und in aller Regel trocknen sie wesentlich langsamer als Acrylfarben.

Fazit

Es gibt universell einsetzbare Farben, wie z.B. Acrylfarben. Diese lassen sich vor allem dann verwenden, wenn man eine bestimmte Technik erst einmal ausprobieren möchte. Dabei muss man nicht gleich ein optimales Ergebnis erwarten, sondern man prüft einfach, ob die Technik Spaß macht und weiter verfolgt werden soll. Dann aber, wenn man dies für sich bejahen kann, sollte man auf die Suche nach der jeweiligen Spezialfarbe gehen. Dann lohnt es sich ein Kauf wirklich, denn die Resultate werden einfach besser und schöner. Und damit auch die Freude an der eigenen Kreativität.

Übrigens lohnt sich auch unter diesem Gesichtspunkt ein Kursbesuch. Viele Anbieter, darunter auch wir, stellen für ihre Themen die jeweils optimalen Farben zur Verfügung. Das ist im Kurspreis inbegriffen. Bei einem solchen Kurs kann man in Ruhe prüfen, ob die Technik Spaß macht und lernt, welche Materialien und Werkzeuge sich optimal eignen.

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