Entfärbedruck mit DECOLOURANT, eine Anleitung für helle Drucke auf dunklem Stoff

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Das Arbeiten mit der JACQUARD Entfärbepaste Decolourant auf Stoff gehört zu meinen Lieblingstechniken. Es ist immer wieder magisch, wenn der Entfärbeauftrag unter der Hitze des Bügeleisens reagiert und plötzlich helle Drucke auf dunklem Stoff entstehen! Früher musste man Entfärbesalz Hydrosulfit selbst mit einem angerührten Verdicker mischen. Heute ist das viel einfacher, denn es gibt die gebrauchsfertige Paste Decolourant von JACQUARD, dem großen Farbenhersteller aus den USA.

Was ist das Besondere am Entfärbedruck?

Du kannst auf einem dunkel gefärbten Stoff helle Drucke erhalten, ohne eine weiße Stofffarbe benutzen zu müssen (denn ein Weiß macht den Stoff immer hart). Allerdings wird die Entfärbung nicht in jedem Fall weiß, sondern nimmt oft einen Beigeton oder eine hellere Nuance der Grundfärbung an.

Es lassen sich jedoch nur Stoffe entfärben, die mit Batikfarben, Waschmaschinenfarben, Säurefarben oder Reaktivfarben wie Procion MX behandelt wurden. Und auch von diesen Farben lassen sich leider nicht alle Farbtöne gleich gut entfärben. Gerade die Türkis- und Blautöne sperren sich manchmal.

Möchtest Du ein gekauftes Bekleidungsstück mit Entfärbedruck versehen, testest Du am besten zunächst am (unsichtbaren) Saum auf der Rückseite. Manchmal funktionieren die Drucke auf den Industriefarben hervorragend, manchmal gar nicht. Beim testen gehst Du vor, wie für den normalen Druck unten beschrieben,

Jeans, die in der Regel auch heute noch mit (synthetischem) Indigo gefärbt werden, lassen sich mit Hydrosulfit (das ist das chemische Salz, das in der Paste entfärbt) in der Regel nicht entfärben. Auch Naturfarben können mit der Paste nicht entfärbt werden.

Pigmentfarben, wie Acryl (Seidenmalfarben zum Bügeln, Stoffmalfarben, Siebdruckfarben) oder Ölfarben lassen sich nie entfärben. Diese Eigenschaft ist aber nützlich für den Einsatz experimenteller Techniken, wie wir später sehen werden.

Helle Effekte auf dunklem Stoff: Der Ablauf

Wir arbeiten mit der gebrauchsfertigen Paste DECOLOURANT der Firma JACQUARD, mit der sich Drucken, Schablonieren, Siebdrucken, Malen und Schreiben lässt. Einfach Paste entnehmen und loslegen!

Der Ablauf ist ganz einfach:

  1. Du trägst das Entfärbemittel Decolourant wie gewünscht auf deinen Stoff auf.
  2. Du bügelst den noch etwas feuchten Entfärbeauftrag, oder, noch besser: Du bügelst den trockenen Auftrag mit Dampf, denn die feuchte Hitze intensiviert und beschleunigt den Entfärbeprozess.
  3. Dann wäschst du deinen Stoff. Zuerst schnell mit Hand. Erst nach dem Trocknen sieht man das Ergebnis genau. Später raten wir noch zu einer zweiten Wäsche in der Maschine, damit aller Entfärber sicher entfernt wurde.

Das Bügeln: Feuchte Hitze lässt die Paste reagieren

TIPP 1! Mit dem Bügeln lassen sich die Entfärbedrucke sogar etwas steuern! Kurzes Bügeln entfärbt weniger intensiv als langes (feuchtes) Bügeln von beiden Seiten.

Tipp 2! Bügeln bedeutet im Kreativbereich meistens „Druckbügeln„. Das bedeutet, dass ich solchen Techniken mehr Druck und Kraft aufwende, als es bei normalem Bügeln von z.B. Hemden erforderlich ist.

Tipp 3! Um weder Stoff noch Bügelbrett zu schädigen, lege ich den Stoff beim Bügeln zwischen zwei Backtrennpapiere. Das Bügeleisen stelle ich so heiß wie möglich und bewege es regelmäßig in kleinen Schritten, damit die Hitze den Stoff nicht schädigen kann.

Tipp 4! Vor allem, wenn die Drucke noch feucht sind, schiebe ich das Bügeleisen nicht über die Drucke, sondern setze die heiße Sohle des Bügeleisens kurz von oben auf die Druckmotive. Erst dann, wenn ich sicher bin, dass die Drucke trocken sind, beginne ich mit dem Druckbügeln.

Tipp 5! Vor allem, wenn ich sehr intensive Entfärbungen anstrebe, entferne ich in der letzten Bügelphase das obere Backtrennpapier und gehe mit dem Bügeleisen direkt auf den Stoff (gerne dann mit Dampf). Ich bearbeite dann so noch einmal die Vorder- und die Rückseite des Stoffs.

Das Auswaschen ist ein wichtiger Bestandteil des Prozesses!

Was wir bisher sehen, ist noch nicht die eigentliche Optik des Stoffs. Die kann man erst nach dem Auswaschen und Trocknen beurteilen. Deshalb müssen auch kleine Testdrucke auf dem Saum nicht nur gebügelt, sondern auch ausgewaschen und getrocknet werden.

Beim ersten, schnellen Auswaschen per Hand geht es also um zwei Ziele: Zum einen sehen wir, wie gut der Druck an sich geworden ist oder ob wir beim Auftrag noch etwas verändern müssen, z.B. ein anderes Werkzeug verwenden. Möglicherweise lässt sich bei einem bestimmten Pinsel die Paste anstelle mit einem Schwämmchen besser mit einem Schwammroller auftragen usw.

Zum anderen sehen wir, wie gut der Stoff an sich geworden ist: Hat sich die Grundfarbe gut entfärben lassen? Sind die Drucke gut über den Stoff verteilt oder braucht er weitere Bearbeitung?

Wir empfehlen unbedingt ein zweites Auswaschen mit der Maschine, damit die Paste restlos aus dem Stoff gewaschen wird. Zum einen wird der Stoff dadurch geschützt, zum anderen geht auch der Pastengeruch vollends aus dem Stoff. Verwende bei der Maschinenwäsche einige Farbfangtücher, denn handgefärbte Stoffe bluten ja manchmal noch aus, und du möchtest deine Entfärbungen sicherlich vor einer Neueinfärbung schützen.

Für folgende Techniken lässt sich die Entfärbepaste Decolourant einsetzen

RITA WEINS: Eine Pflanzen wurde sorgföltig mit der Paste bestrichen und auf eine dunkel eingefärbte Seide gedruckt.
Flächiger Siebdruck: Unter ein Sieb wurden verschiedene Blätter gelegt. Mit Entfärbepaste wurde flächig darüber gerakelt.
Ein schwarzer Baumwollschal wurde mit Siebdruckschablonen und Entfärbepaste bedruckt.
Wachsgraffiti: Ein schwarzer Stoff wurde mit einer Wachsschicht bedeckt. Mit einem spitzen Werkzeug habe ich Zeichen eingeritzt und in diese Öffnungen Entfärbepaste eingetrieben. Die Restpaste, die auf der Wachsschicht liegt, muss entfernt werden. Durch anschlieendes Bügeln wird zum einen die Wachsschicht entfernt, zum anderen die Entfärbungen aktiviert.
Entfärbungen auf schwarzem Stoff mit Hilfe von Schablonen und Wachsreservierungen (Sojawachs)

Noch viel mehr Kreativtechniken!

Und es gibt für DECOLOURANT noch viel mehr Techniken. Zum Beispiel das Drucken mit Stempel (z.B. Holzmodel Bild ganz oben), mit Moosgummistempel, mit Materialien aller Art, z.B. Plusterfolie, Gitter, Plastikformen aus dem Küchenbereich, Pappröhren usw. usw.

Brunhilde Scheidmeir; Entfärbepaste aufgetragen mit Pinsel, Stäbchen, weicher Silikonrakel

Man kann damit schablonieren: Auftrag z.B. mit einem Schwämmchen. Man kann damit malen, z.B. mit einem Pinsel oder einem harten oder weichen Silikonpinsel. Die Paste lässt sich auch in ein Nadelfläschchen füllen, sodass man damit wunderbar schreiben und zeichnen kann.

Stoffdruckfarbe und Entfärbepaste lassen sich kreativ verbinden

Weiter oben habe ich schon geschrieben, dass sich Acrylfarbe (z.B. Dekaprint) nicht entfärben lässt. Das kann man kreativ nutzen. Zum einen, indem mit Acryl reserviert wird. Hier ein Beispiel:

Ein schwarzer Stoff wurde mit Siebdruckschablonen bedruckt: Schrift in Schwarz und Zweige in Rot. Nach der Hitzefixierung (Bügeln) wurde Entfärbepaste flächig aufgebracht und wie üblich entfärbt.

Und noch ein witziger Effekt!

Ein schwarzer Stoff wurde mit roter Dekaprintfarbe und Pinsel mit Zeichen versehen. Nach der Fixierung habe ich Entfärbepaste in unregelmäßigen Kreisen darüber aufgetragen. Rechts seht ihr die Entfärbung: Gemalte rote Zeichen auf einem helleren, entfärbten Grund. Witzig die Rückseite links unten: Die Entfärbung hat durchgeschlagen, aber nicht die Farbe! Hier ist die Reservierung schwarz.

Es ist also eine Art Doubleface entstanden, ein zweiseitig verwendbarer Stoff. Das ist ganz unerwartet beim Spielen entstanden.

Die flächige Entfärbung ergibt immer eine Oberfläche, die ganz anders aussieht als ein einfach beigefarbener Stoff. Viel lebendiger! Kleine Unebenheiten, kaum wahrnehmbare hell/dunkel Unterschiede schaffen einen Untergrund, der fast an Landschaft erinnert. Druckt man direkt mit Farbe auf solch einen Untergrund, gibt das schon eine spezielle Atmosphäre. Die Entfärbung über einer vorher aufgebrachten Acrylreservierung geht noch einen Schritt weiter. Sie ist stimmungsvoller, weil sie in Ihrer optischen Wirkung zufälliger und weniger gesteuert erscheint.

Kreative Verbindung von Acryl und Entfärbepaste: Heller Farbdruck auf dunklem Stoff

Und der zweite Effekt, der durch Acrylfarben möglich wird: Wenn man Dekaprint und Entfärbepaste etwa 50:50 mischt, kann man mit einem einzigen Druck gleichzeitig entfärben und drucken auf dunklem Stoff. Da dieser Auftrag immer etwas pastellfarbener ausfällt als im Vergleich zum direkten Farbdruck auf einem hellen Stoff, nehmen wir dazu besonders gerne die kräftigen Neonfarben von Dekaprint. Aber auch die normalen Dekaprint Farben oder Stoffdruckfarben funktionieren.

Drucke über Siebdruckschablonen mit einem Mix aus Dekaprint und Entfärbepaste

Vielleicht ließe sich ein optisch vergleichbarer Effekt mit viel Weiß herstellen. Aber zum einen ließe sich Weiß und Weißmischungen nicht mit unseren Siebdruckschablonen herstellen (die Weißpigmente sind zu groß für die feine Perforierung). Vor allem aber wäre der Griff hart. Das Besondere ist, dass der Stoff bei dieser Mischung ganz weich bleibt.

Ein super schöner Blattdruck von Brunhilde Scheidmeir auf blau gefärbtem Stoff. Einige Drucke entstanden nur mit Paste, andere mit einem Mix aus Dekaprint und Entfärbepaste. Nach dem Bügeln und Auswaschen fügte sie noch weitere Drucke ohne Entfärbung darüber, um mehr Tiefe zu erreichen.

Wie steht es mit der Gefährdung?

Das ist eine Frage, die auch uns lange Zeit umgetrieben hat. Wir hatten längere Zeit keine Materialien für das Entfärben angeboten, weil wir, wie andere aus dem Kreativbereich auch, dachten, es sei der Geruch, der beim Entfärben entsteht, der gefährlich ist. Inzwischen weiß ich aber, dass der Geruch zwar unangenehm ist, aber nicht gefährlich.

Gefährlich ist der Staub, der beim Abfüllen und Anrühren des reinen Salzes entsteht. Seit es die gebrauchsfertige Entfärbepaste von JACQUARD gibt, gibt es aber bei mir kein Halten mehr … es wird wieder munter entfärbt! In DECOLOURANT ist das Hydrosulfit nämlich gebunden in einem feuchten Verdicker.

Immer noch ist das Entfärben für uns aber eine Sommertechnik! In den Räumen geben wir die Paste auf den Stoff, draußen im Hof wird gebügelt. Der Geruch, der beim Bügeln entsteht, ist unangenehm (aber nicht gefährlich!) und es dauert eine Weile, bis man ihn aus dem Zimmer hat. Im Freien ist das kein Problem.

MONI PFAFF-KERN: Entfärbedrucke über Siebdruckschablonen mit reiner Paste oder einem Mix von Paste und Neon-Dekaprint

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