Kluppenpinsel sind rund gebundene Borstenpinsel, die meistens für den Auftrag von Kleister verwendet werden. Die Borsten von Kluppenpinsel sind länger als bei anderen Borstenpinseln, wodurch ein weicher Auftrag möglich ist. Streicht man damit Flächen ein, kann man mit Kluppenpinsel einen gleichmäßigen und glatten Kleisterauftrag herstellen. Kluppenpinsel sind deshalb ein beliebtes Werkzeug beim Buchbinden.
Meine Neugier im kreativen Prozess treibt mich immer wieder zu Frage: „Was wäre, wenn … „. Was wäre, wenn ich eine Farbe ganz anders einsetzen würde, als vom Hersteller gedacht? Was wäre, wenn ich dieses Werkzeug ganz anders einsetzen würde als üblich?
So auch in einem Workshop, in dem wir angedickte Procion MX-Farben verwendet haben. Ich wollte einen Stoff für ein kleines Nähprojekt flächig mit Tulpenmotiven bemalen und der Kluppenpinsel lag herum. Was wäre, wenn ich den Kluppenpinsel mal für das Malen einsetzen würde?
Die üblichen Borstenpinsel sind flach gebunden und besitzen kürzere Borsten. Dadurch sind sie vergleichsweise hart und man kann mit ihnen präzise malen. Auch ein Kluppenpinsel besteht aus Borsten, aber sie sind lang, rund gebunden und fühlen sich deshalb vergleichsweise weich an (sie sind aber immer noch störrischer als Haarpinsel oder rund gebundene Synthetikpinsel).
Was mich begeistert, sind die malerischen, unscharfen Kanten, die sich durch diese Eigenschaften des Kluppenpinsels ergeben. Damit die stilisierten Formen aber auch als Tulpen erkennbar werden, braucht es noch Linien in den Flächen. Auch diese habe ich mit einem Werkzeug eingesetzt, das eigentlich für anderes gedacht ist: mit der Japanspachtel. Dabei gefallen mir die unregelmäßigen, eher unruhigen Linien. Gezielter und gleichmäßiger würden sie sich einsetzen lassen mit einem schmalen, flach gebundenen Borstenpinsel oder einem Liner, in den die angedickte Procion-Farbe eingefüllt wird.
„Was wäre, wenn …“ – eine Frage, die Türen zu neuen kreativen Abenteuern öffnet!