So geht Sonnendruck – eine Anleitung

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Bild zeigt einen Sonnendruck uf handgschöpftem Papier

Für den Sonnendruck braucht es Wärme und Geduld. Wir hatten diese Technik früher auch schon im Winter im geheizten Raum durchgeführt. Unter solchen Bedingungen dauert der Trocknungsprozess eben etwas länger. Aber am meisten Spaß macht der Sonnendruck auf alle Fälle im Sommer im (windstillen) Garten, Hof oder auf dem Balkon.

Beim Sonnendruck entstehen wunderschöne, etwas geheimnisvoll wirkende helle Drucke auf dunklerem Grund. Solche Drucke lassen sich sowohl auf Stoff, als auch auf Papier anfertigen. Wie sie entstehen, erkläre ich im Folgenden.

Was du brauchst

Stoff. Am besten eignet sich eine glatt und dicht gewebte Qualität aus Baumwolle oder Leinen, wie zum Beispiel unser Baumwoll-Popeline, unser Kleidersatin oder auch der Voile.

Papier. Optimal sind Papiere, die Feuchtigkeit aushalten. Dazu gehören manche handgeschöpfte Papiere (sie sind optimal!), aber auch Aquarellpapiere lassen sich verwenden. Unser Wenzhou-Papier hält Wasser prima aus, sodass sich damit fantastische Collagenpapiere herstellen lassen. Alte Buchseiten muss man testen: Manche gehen hervorragend, andere zerfallen unter der anhaltenden Feuchtigkeit schnell.

Glatte Unterlage. Für kleinere Formate verwenden wir alte Glasscheiben aus ausgemusterten Regalen oder Rahmen, Plexiglas oder DIN A4-Overheadfolien. Möchte man größere Stoffe bedrucken, muss man sich etwas einfallen lassen. Verwenden könnte man einen entsprechend zugeschnittenen Karton, sollte ihn allerdings mit Folie bedecken (manche färben unter Feuchtigkeit ab). Besser ist ein alter Seidenmalrahmen oder ein Keilrahmen, auf den sich der Stoff glatt spannen lässt.

Farbe. Auf Stoff und Papier lassen sich am besten Seidenmalfarben für die Bügelfixierung verwenden (z.B. DekaSilk). Die Bezeichnung ist etwas irreführend, denn diese Farben sind letztendlich Acryl-Universalfarben, geeignet für fast jede Faser und viele Untergründe. Es gibt sie von vielen Herstellern in großen Farbpaletten. Verschiedene Fabrikate sind untereinander mischbar. Farben immer gut schütteln, da sich die Pigmente bei Lagerung am Boden absetzen.

Werkzeuge. Zum Auftragen der Farben arbeiten wir gerne mit Schaumstoffpinseln (es gibt sie in unterschiedlichen Breiten). Je nach Format eignen sich auch Flachpinsel oder rund gebundene Aquarellpinsel, die Farbe gut halten und abheben. Hilfreich sind Pipetten und ein Wasserzerstäuber. Eine Übersicht über Material und Werkzeuge findest du HIER

Die Auflagen ergeben die Drucke

Um einen guten Druck abzugeben, müssen die Gegenstände dicht auf dem feuchten Untergrund aufliegen. Frische Blätter zeigen gewellte Ränder und Kanten, Zweige liegen nur teilweise auf. Solche Objekte ergeben keine guten Drucke.

Noch feuchter Sonnendruck: Rechts gepresste Pflanzen. Links etwas später aufgebrachtes Verpackungsmaterial

Gepresste Pflanzen. Gute Drucke bekommst du, wenn du die Pflanzen vorher presst, z.B. in einem alten Katalog. Sie müssen nicht vollständig getrocknet sein. Wichtig ist nur, dass sie schön glatt aufliegen. Je vielseitiger geformt die Objekte sind, desto interessanter sind die Drucke (z.B. Farne),

Schlüssel, Münzen, Verpackungsmaterial. Schau dich um in der Wohnung, im Büro, in der Werkstatt. Da liegt viel herum, was sich möglicherweise eignet und getestet werden kann. Es ist die Form der aufliegenden Fläche, die den Druck bewirkt. Plusterfolie ergibt Pünktchen, zugeschnittene Gitter drucken schöne Muster usw.

Selbst geschnittene Formen aus Overhead Folie. Mit einem Cutter lassen sich aus starrer Folie tolle Formen nach eigener Vorstellung schneiden. Mit solchen selbst angefertigten Silhouetten lassen sich sowohl abstrakte als auch gegenständliche Drucke herstellen.

So geht es

Papier bzw. Stoff muss zunächst gewässert werden. Noch feucht wird der Untergrund, der bedruckt werden soll, auf der glatten Unterlage ausgebreitet.

Die gewünschte Farbe muss verdünnt werden, zunächst etwa im Verhältnis 50:50. Man kann mit einer einzigen Farbe arbeiten oder mit mehreren aus einem Bereich. Wir haben zum Beispiel für einen Heftumschlag Türkis und Blau verwendet, für einen anderen Fuchsia und Blau. Trage die Farben großzügig auf, lass sie ineinander laufen, lege dann die vorbereiteten Objekte auf und drücke sie und ihre Ränder gut an.

Links siehst du die Auflagen von gepressten Pflanzen, rechts das Ergebnis nach der Trocknung

Tipps

Ein Tipp: Nicht alle Auflagen müssen zur selben Zeit auf die feuchte Fläche aufgebracht werden. Die stärksten Kontraste erhältst du bei den Objekten, die du als erste auflegst. Späteres Auflegen bringt aber den Vorteil, dass der etwas geringere Kontrast des Drucks dafür etwas farbiger ist.

Die Pflanzen rechts wurden gleich zu Beginn aufgelegt. Etwa 20 Minuten später habe ich weitere Farbe aufgetragen und auch das runde Verpackungsmaterial links (man sieht es auf dem 3. Bild von oben)

Noch ein Tipp: Möchtest du über einen hell-dunkel Kontrast hinausgehen und einen Farbkontrast herstellen, kannst du vor dem eigentlichen ersten Farbauftrag eine sehr helle (noch mehr verdünnte) Farbe auftragen und trocknen lassen (vor allem an den Stellen, wo später die Objekte aufgelegt werden sollen.

Jetzt brauchst du Geduld! Im Prinzip könntest du nun warten, bis alles gut durchgetrocknet ist, auch die Flächen unter den Auflagen. Und das dauert … auch im Sommer. Aber du kannst die Zeit auch nutzen, deine Drucke noch kontrastreicher zu gestalten.

Intensivieren

Wir haben die Farben ja sehr verdünnt. Bei zunehmender Trocknung siehst du, dass die vorher intensiv wirkende, feuchte Färbung langsam blasser wird. Wenn du später auf den Druck schreiben möchtest, ist das ja gut, denn die schöne Schrift ist das Wichtige! Wenn aber der Druck ins Auge fallen soll, dann muss die Farbe um die Objekte herum intensiviert werden.

Intensivieren. In einem zweiten Schritt gibst du auf die noch feuchten Farbflächen (eventuell zunächst mit Wasser noch einmal vorsichtig ansprühen) weitere Farbe um die Objekte herum. Das kann mit einem (feinen) Pinsel oder auch mit der Pipette geschehen. Diese neue Farbe soll möglichst nicht unter die Auflagen kriechen. Gegebenenfalls lässt sich eine solche Intensivierung sogar noch ein drittes Mal machen.

Geduld, Geduld, Geduld! Alles muss gut durchtrocknen, auch unter den Auflagen! Wenn du die Objekte zu früh abnimmst, wandern die Pigmente wieder, und die Drucke werden weniger kontrastreich.

Noch schöner machen!

Es ist immer eine freudige Überraschung, wenn man die Objekte endlich abnehmen kann! Zauberhaft!

Falls der bedruckte Stoff in Projekte verarbeitet wird, die gewaschen werden sollen (z.B. Kissen, Tischläufer usw.), steht jetzt die Bügelfixierung an.

Stoff. Je nach Vorhaben lassen sich Drucke nun auch noch weiter bearbeiten. Die Konturen kontrastarmer Stoffdrucke können beispielsweise durch Maschinenstickerei betont werden („freies Quilten“). Auch mit der Hand lassen sich Konturen oder Flächen mit passenden Garnen hervorheben. Ich nehme dazu gerne normales Nähgarn, das es in unendlichen Farbpaletten gibt.

Papier. Um stumpfe Farben auf dem Papier so richtig zum Leuchten zu bringen, lackieren wir. Dadurch erscheinen die Farben nicht nur intensiver, sondern das Papier wird auch noch stabiler und kann so zu tollen Umschlägen verarbeitet werden. Als Lack eignet sich matter oder auch halb glänzender, ganz normaler Lack aus dem Baumarkt, der mit einer Rolle aufgetragen wird.

Wir haben die handgeschöpften Papiere zu Umschlägen von Heften verarbeitet und lackiert. Fotos dazu reiche ich in den nächsten Tagen nach.

5 Kommentare

  1. Wie schön, liebe Sabine, dass du den Sonnen- Wärmedruck hier nochmal erklärst. Es ist derzeit wirklich die beste Zeit dafür. Obwohl es mir an den sehr heißen Tagen schon fast zu schnell trocknete, da hatten die Pigmente gar keine Zeit loszuwandern.
    Ich habe am heißen Mittwoch tatsächlich zum ersten Mal auch Sonnendruck im Workshop gemacht, was ich sonst nicht tue, da ich im Studio keinen Außenbereich habe. Diesmal reiche ein Tisch am sonnigen Fenster für die Sonneneinstrahlung aus.
    Ich wünsche euch schöne Sommertage in Mannheim.
    Ganz liebe Grüße
    Michaela

    1. Interessant, dass die Pigmente besser wandern, wenn sie Zeit haben. Sie tief bin ich noch gar nicht in die Materie eingestiegen, dass mir das aufgefallen wäre. Ich habe beim schnellen Trocknen den Trick von zweimaligem Anfeuchten bzw. zweimaligen Farbauftrag angewandt (stammt der nicht eigentlich von Dir und Deiner fabelhaften Videoanleitung auf Vimeo?).
      Danke für Deinen lieben Kommentar!
      Herzliche Grüße
      Sabine

    1. So gings mir auch! Beim Ausprobieren habe ich Feuer gefangen … so einfach und so hübsche Resultate! Und es stecken so viele Varianten in der Technik! Ich werde definitiv noch einige Drucke in diesem Sommer machen. Liebe Grüße von Sabine

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