Das Besondere am Sommer ist, dass wir viele unserer Aktivitäten nach Draußen verlagern können. Raus aus den manchmal engen Räumen, raus aus den Kellerwerkstätten, raus aus den dunklen Ecken. Nicht nur Luft, Licht und Weite locken, sondern auch das Zusammensein mit anderen, denen Färben und Drucken ebenso viel Spaß macht wie uns selbst.
Es soll einen heißen Sommer geben, melden die meisten Vorhersagen. Lasst uns das Beste daraus machen und die Möglichkeiten ausschöpfen und genießen. Der nächste Winter kommt bestimmt!
In den nächsten Wochen veröffentlichen wir hier Anleitungen für ausgewählte Sommertechniken. Die meisten lassen sich zwar auch in der Wohnung durchführen, aber im Freien machen sie noch mehr Spaß.
Hier folgt zunächst einmal die kurze Zusammenstellung von Techniken, die mir auf die Schnelle einfallen. Nach und nach veröffentlichen wir hier die zugehörigen Basisanleitungen.
Sommertechnik 1: Sonnentechnik Cyanotypie

Die Cyanotypie hat in den letzten Jahren große Wellen geschlagen und ist auch in diesem Jahr ein großes Thema. Kann auf Stoff und auf Papier angewandt werden. Super einfach und wunderbar dekorativ. Zwei aufgelöste Salze werden gemischt, aufgetragen und UV-Licht ausgesetzt. So entwickelt sich ein tiefes Blau, das „Berliner Blau“.
Durch Varianten des Auftrags, der aufgelegten Motive, des Umfärbens, der Kombination mit anderen Techniken usw., sind die kreativen Möglichkeiten unendlich groß!
Was manchmal vergessen wird: erst das richtige Auswaschen sorgt für gute Kontraste (LINK)
Eine erste Basisanleitung findest du hier (LINK) Eine Übersicht über die vielen WORKSHOP ZUHAUSE zu diesem Thema findest du hier (LINK) Nur Material findest du hier (LINK) |
Sommertechnik 2: Sonnentechnik SolarFast

Aus den USA kommt eine Farbe, die ebenfalls lichtempfindlich ist: SolarFast. Auch sie funktioniert auf Stoff und Papier, und der grundlegende Ablauf ist vergleichbar mit der Cyanotypie. Man trägt die Farbe auf, legt Motive auf, gibt alles in die Sonne (bzw. unter UV-Licht). Nach der Reaktion wird gründlich ausgewaschen.
Die erhältlichen Farben sind intensiv und abgetönt, sodass sich wunderschöne, kräftige Kontraste ergeben.
Sommertechnik 3: Wärmetechnik mit flüssigen Acrylfarben

Etwas missverständlich wird dieses Verfahren auch Sonnentechnik genannt, wobei eigentlich nur Wärme verlangt wird. Auch hier wieder: die Technik ist super einfach, sehr dekorativ und auf Stoff und auf Papier einsetzbar. Zum Beispiel für Karten, Heftumschläge, Collagen, textile Bücher und textile Collagen usw.
Verwendbar sind Seidenmalfarben zum Bügeln (nicht nur auf Stoff, sondern auch auf Papier), flüssige Acrylfarben, verdünnte Stoffmalfarben. Sie werden mit viel Wasser aufgetragen (ein- oder mehrfarbig). Dann legt man flache Objekte darauf, die möglichst viel Kontakt zum Untergrund haben sollen und setzt das Ganze der Wärme aus (d.h. in der Sonne im Sommer geht das besonders schnell). Nach dem Durchtrocknen werden die Auflagen entfernt, und ihr sehr wunderschöne hell/dunkel Färbungen.
DekaSilk, die flüssige Universalfarbe auf Acrylbasis, die sich hervorragend für die „Sonnentechnik“ eignet, findest du hier (LINK) |
Sommertechnik 4: Entfärbedruck mit Decolourant

Ja, auch dieses Verfahren rechne ich unter Sommertechniken. Nicht weil man die Sonne dazu braucht, aber wegen des Geruchs (der im Übrigen völlig ungefährlich ist, aber unangenehm). Aus diesem Grund drucke ich mit der Paste eigentlich nur im Freien.
Seit es die Entfärbepaste als Fertigprodukt gibt (Decolourant der Firma Jacquard), wende ich den Entfärbedruck wieder sehr gerne an, denn jetzt brauche ich mir keine Gedanken mehr darüber machen, dass ich vielleicht Kursteilnehmerinnen oder Kundinnen gefährde.
Die Paste ist gebrauchsfertig, und man kann sie mit unterschiedlichen Drucktechniken aufbringen oder vermalen. Gibt man sie auf gefärbten Stoff (Batikfarben, Waschmaschinenfarben, Säurefarben oder Procion MX bzw. Reaktivfarben), entstehen helle, manchmal fast weiße Drucke auf diesen Färbungen.

Noch magischer ist der Entstehungsprozess, wenn man die Paste mit Dekaprint (Druckfarbe für Stoff) mischt. Dann entsteht gleichzeitig eine Entfärbung und ein farbiger Druck, wodurch verschiedene Effekte möglich werden.
Decolourant, die magische Entfärbepaste, findest du hier (LINK). Eine Anleitung findest du im Shop beim Produkt. Dekaprint, die Siebdruckfarbe, die sich unter anderem für das Mischen mit der Entfärbepaste eignet, findest du hier (LINK) |
Sommertechnik 5: Färben mit Indigo

Eine Küpe, so nennt man die Färbeflotte mit Indigo, macht man zunächst einmal auch im Freien, vor allem, wenn man wenig Erfahrung hat. Wir bieten Naturindigo an, aber auch das naturidentische Indigo von Jacquard, eine synthetische Färbeküpe, mit der sich erstes Wissen darüber verhältnismäßig einfach erwerben lässt.
Indigo und alle Naturfärbeverfahren sind nicht meine Spezialgebiete. Dafür ist mein Bruder Fritz zuständig. Aber beim Übersetzen der Anleitung von Jacquard habe ich gemerkt, dass man auch als Einsteiger gut damit zurechtkommen kann. Die Faszination des Bläuens, wenn der gefärbte Stoff mit Luft in Kontakt kommt, lässt sich auch mit der synthetischen Küpe erleben. Magisch, wenn sich der gelbe Stoff durch Oxidation in Indigoblau verwandelt!
Übrigens: Sogar das Rosten geht besser und schneller bei hohen Temperaturen!
Das Indigo-Kit von Jacquard, mit allem, was man für den Färbeprozess braucht (außer Stoff), findest du hier (LINK). Eine Anleitung (englisch) liegt bei. |
Sommertechnik 6: Färben mit Reaktivfarben

Zum Färben geht man gerne ins Freie. Wenn man keine Werkstatt hat, bleibt in der üblichen Wohnsituation sonst eigentlich nur der Keller übrig oder die Küche. Im Keller hat man oft keinen Wasseranschluss, in der Küche wiederum muss man wegen Farbstaub und Soda aufpassen. Hat man die Möglichkeit, im Garten oder Hof zu arbeiten, fühlt man sich viel freier.
Reaktivfarben, ob Procion MX oder Deka Aktuell, benötigen keine Hitzequelle, aber grundsätzlich tut dem Färbeprozess eine warme Umgebung (ab 24°C) gut. Fixiert wird mit Soda (oder bei Deka Aktuell mit einem speziellen Fixiersalz), was entweder vorher oder während des Färbeprozesses auf den Stoff gebracht wird. Ohne diese chemische Fixierung bleibt die Farbe nicht stabil auf dem Stoff.
Das Faszinierende an Reaktivfarben ist deren Leuchtkraft und die Vielseitigkeit ihrer Anwendung. Sie lassen sich untereinander hervorragend mischen und in experimentellen Techniken auf den Stoff bringen. Geeignet sind sie allerdings nur für Pflanzenfasern und Seide.
Ende August führen wir in Mannheim einen 3-Tage-Grundlagenkurs zum Färben und Drucken mit Procion MX durch (LINK). |
Procion MX-Farben findet ihr hier (LINK). Wir schicken eine Anleitung mit. Deka Aktuell Reaktivfarben findet ihr hier (LINK). Eine Anleitung dazu hier (LINK) |
Sommertechnik 7: Siebdruck mit Acrylfarben

Warum erscheint Siebdruck in dieser Aufzählung? Hauptsächlich deshalb, weil schon ein sogenanntes DIN A4-Sieb (das die Außenmaße von DIN A3 hat) für die üblichen Wohnbedingungen relativ unhandlich ist. Umso größer ist das Problem, wenn man mit einem noch größeren Sieb arbeiten möchte.
Das macht sich schon beim Drucken bemerkbar, denn selten hat man einen größeren Drucktisch zur Verfügung. Im Hof oder Garten kann man eine größere Platte auf Böcke stellen. Spätestens beim Säubern des Siebes stößt man aber schnell an seine Grenzen.
Acrylfarbe trocknet rasch. Vor allem im Sommer muss man aufpassen, dass die Farbe feucht bleibt und zügig vom Sieb entfernt wird, denn eine eingetrocknete Farbe schädigt das Sieb unwiderruflich. Draußen kann man eine Wanne aufstellen und das Sieb mit einem Gartenschlauch abspritzen. Damit möglichst wenig Mikroplastik in das Abwasser gerät, wischt man vor dem Säubern mit dem Schlauch möglichst viel der Farbe mit einem alten Lappen oder einer Küchenrolle weg (wird im Restmüll entsorgt).
Sommertechnik 8: Breakdown Printing – eine spezielle Siebdrucktechnik mit Procion MX

Üblicherweise druckt man mit einem Sieb eine Serie von Motiven, die gleich sind. Neben fotobeschichteten Sieben gibt es dafür eine Vielzahl von Möglichkeiten. Für Breakdown Printing wird das Sieb mit angedickten Procion-Farben gestaltet (auch dafür gibt es viele Varianten). Diese Motivgestaltung muss gut durchtrocknen (damit sie möglichst lange hält). Dafür ist ein Sonnentag ideal.

Das Besondere an dieser Technik ist, dass sich die Siebmusterung beim Rakeln anlöst, da sie mit angedickten Farbstoffen gestaltet wurde. Sie verändert sich und „bricht zusammen“. Jeder Druck wird somit zu einem Unikatdruck – es gibt keine wirkliche Serie.
Stoffdruckerinnen (und ich) lieben diese Technik, denn die kreativen Möglichkeiten sind unendlich groß. Sowohl für Bekleidung, als auch für künstlerische Arbeiten.
Übrigens: vom 26. bis 27. Juli gibt bei uns in Mannheim es für Breakdown Printing einen Kurs (LINK). |

… und noch viel mehr …
Eigentlich hatte ich geplant, eine überschaubare Liste mit höchstens 4-5 Techniken zu veröffentlichen. Beim Schreiben hat sich immer wieder ein weiteres Verfahren gemeldet.
Ich könnte noch weiter machen … es scheint, dass sehr viele Techniken von Wärme und Licht profitieren oder von den vielen Pflanzen (Gelli-Print!!!, Ecoprint!!!) oder den besseren Arbeits- und Platzbedingungen an der frischen Luft.
Schaut regelmäßig rein in unseren neuen Blog: Neue Anleitungen, Tipps und Anregungen für all diese Techniken folgen! Habt einen schönen, kreativen Sommer! |